Ingwer weiter im Trend: Importmenge nach Deutschland steigt auch in 2021 weiter an
In einer Pressemitteilung vom 10. Januar 2023 teilt das Statistische Bundesamt mit, dass im Jahr 2021 insgesamt 13.600 t Ingwerknollen nach Deutschland importiert wurden – viermal so viel wie noch 2012. Anlass für uns, sich die Zahlen auf http://www.destatis.de einmal genauer anzuschauen:
Die Menge des nach Deutschland importierten Ingwers hat sich in der Tat von 8.200t im Jahre 2012 auf 31.600t im Jahr 2021 fast vervierfacht. Dieser beachtliche Anstieg vollzog sich in Wellen: während die Jahre 2014, 2016 und 2021 einen Anstieg von jeweils mehr als 20%, bzw. sogar 30% gegenüber den Vorjahren aufwiesen, war in den Jahren 2015 und 2018 keine nennenswerte Zunahme der Importmengen zu verzeichnen.
China weiterhin stärkster Marktteilnehmer
Hauptakteur auf dem Importmarkt war neben China (2021: 16.500t), das seine Importmengen seit 2012 kontinuierlich steigern konnte, auch Peru (6.600t). Nigeria (2.200t) und Brasilien konnten ebenfalls 4-stelliger Tonnagen importieren, bevor es mit Vietnam, Indien und Costa Rica ein sehr deutlichen Abfall bei den eingeführten Mengen zu beobachten ist. Einen Sonderplatz nehmen sicherlich die Niederlande ein, die mit 4.100t auf Platz 3 der Statistik liegen. Bei diesen Mengen ist nicht davon auszugehen, dass es sich um direkt produzierte Ware handelt, sondern über die Seehäfen Rotterdam und Antwerpen eingeführte Produkte. Die originäre Herkunft dieser Ware gibt die Statistik leider nicht preis.
Betrachtet man die Marktanteilsentwicklung der einzelnen Akteure, so ist festzustellen, dass China seine dominierende Stellung zwar behaupten konnte, die Marktanteile aber von 80% (2012) auf gut 50% gesunken sind. Peru konnte sich seit 2014 stabil in einem Marktanteilskorridor zwischen 15% und 25% positionieren, zumal man davon ausgehen kann, dass auch ein nicht unerheblicher Teil des niederländischen Ingwer seinen Ursprung in Peru hat. Die Außenhandelsstatistik unterscheidet nicht nach konventionell und ökologisch erzeugter Ware. Es kann aber die Vermutung angestellt werden, das China über den Gastronomie-Bereich und die weiterverarbeitende Nicht-Bio-Industrie einen großen Teil des konventionellen Marktes abdeckt, da die typischerweise großwüchsigen chinesischen Knollen hier einen Vorteil bei der Verarbeitung, insbesondere der Reinigung, bieten.
Der peruanische Ingwer hingegen dürfte im ökologischen Marktsegment, insbesondere im Lebensmitteleinzel- und Bio-Fachhandel (und damit für Endverbraucher) eine relativ größere Rolle spielen. Diese Marktteilnehmer schätzen den gehaltsintensiven Charakter des peruanischen Ingwers und es kann aufgrund der ökologischen Erzeugung eine gewisse Kompromissfähigkeit beim Reinigen (insbesondere Schälen!) unterstellt werden, die es dem peruanischen Ingwer erlaubt, eine starke Positionierung in diesem Segment zu erzielen.
Die Exportnationen Nigeria und Brasilien weisen ebenfalls stabile Marktanteile auf, jedoch im einstelligen Prozentbereich.
Effekte von Corona-Pandemie und Lieferkettenproblematik?
Bei Ingwer-Importen handelt es sich i. d. R. um Containerware, die per Schiff verfrachtet wird. Nur im Falle kleinerer und europa-naher Exporteure mit erschwertem See-Zugang, bspw. einiger afrikanischer Länder, erfolgt ein Import als Flugware. Es wäre also zu erwarten gewesen, dass sich in den Importen der Container-Ware, insbesondere aus China, ein Effekt der Maßnahmen-bedingten Einschränkungen und den nachfolgenden Lieferketten-Unterbrechungen abzeichnet. Dieses ist jedoch nur bedingt der Fall: Zwar konnte China in 2020 seine Importmengen lediglich konstant gegenüber 2019 halten, dafür aber einen umso größeren Zuwachs in 2021 verzeichnen. Auch bei anderen Importeuren wie Peru, Nigeria und Brasilien ist kein Effekt der genannten Einflussgrößen erkennbar.
Fazit
Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Ingwermarkt nach wie vor ein wachsender Markt ist. Eine Abschwächung der Nachfrage ist nicht erkennbar. Stärkster Player im deutschen Markt ist und bleibt China, auch wenn hohen Marktanteile der frühen 10er Jahre nicht gehalten werden konnten. Im wachsenden Bio-Segment konnten sich neue Anbieter, insbesondere Peru, gut aufstellen und Marktanteile gewinnen und behaupten.