Plan- und zielloses Surfen im Internet führte die Ginger Juice Company auf die Statistikseite der Food and Agriculture Organization of the United Nations (FAO) und schnell wich die Planlosigkeit dem Interesse, einmal zu recherchieren, wer eigentlich wieviel Ingwer anbaut, bzw. importiert und exportiert. Und in einem analytischen Höhenflug haben wir dann diese Zahlen auch noch miteinander verrechnet und auf die offizielle Bevölkerungszahl des jeweiligen Landes bezogen, um die Pro-Kopf-Verbrauch an Ingwer zu errechnen.
Aber eins nach dem anderen: auf der FAOSTAT-Seite sind für frischen Ingwer (Raw Ginger) die Produktions-, Import- und Exportmengen nach Land und Jahr abrufbar, ebenso die aktuelle Bevölkerungszahl. Addiert man also Produktion und Import, subtrahiert den Export und bezieht das Ganze auf die Bevölkerungszahl, so erhält man folglich den Pro-Kopf-Verbrauch.
Vorab noch ein kurzer Disclaimer: Analysen sind immer nur so gut wie die zur Verfügung gestellten Daten. Der Datensatz der FAO ist zwar recht vollständig, doch bisweilen uneinheitlich in seiner Form, was die Analyse erschwert. Des Weiteren sind die Daten manchmal inkonsistent, so gibt es bspw. Staaten mit negativem Pro-Kopf-Verbrauch und die Bilanzierung von Importen zu Exporten (die sich logischerweise die Waage halten müssten) weist eine Lücke von knapp 100.000t auf. Lange Rede kurz (und auf Englisch): Take it with a grain of salt! (Legen Sie die Zahlen nicht auf die Goldwaage!)
So, jetzt aber ab in’s statistische Vergnügen:
Wer produziert am meisten?
Global wurden 2022 knapp 4,9 Mio t frischer Ingwer produziert, 45,6% (!) davon in Indien (2,2 Mio t). Auf den nächsten Plätzen folgen Nigeria (15,3%, 740.000t), China (13,9%, 680.000t) und Nepal (5,9%, 290.000t). Auf den weiteren Plätzen folgen Indonesien, Thailand, Bangladesch, Sri Lanka und Peru. Letzterer hat mit 60.000t aber gerade einmal einen Anteil von 1,2% an der globalen Produktionsmenge.
Wer importiert am meisten?
Import-Weltmeister für frischen Ingwer sind die USA mit 108.000t, was einem Anteil an der globalen Importmenge von 11,3% entspricht. Es folgt Bangladesch, das zwar bereits eine beträchtliche Menge selbst produziert (s.o.), aber zusätzlich noch 98.000t Ingwer (10,3%) importiert. Bronze geht an die Niederlande (88.000t, 9,2%), die ein starker Handelsplatz für alles Mögliche sind, so natürlich auch Ingwer. Auf den Plätzen folgen Pakistan (80.000t, 8,3%), die Vereinigten Arabischen Emirate (68.000t, 7,1%) und Japan (62.000t, 6,5%).
Und wenn wir Malaysia auf Platz 7 der Importnationen einmal überspringen, landen wir auch tatsächlich schon bei Deutschland auf einem beachtlichen Platz 8. Hierzulande wurden 2022 nach FAO-Statistik knapp 38.000t Ingwer importiert, was einem Anteil von immerhin 4% entspricht. Respekt, Deutschland!
Wer exportiert am meisten?
Exportweltmeister ist, man hat es schon geahnt, China mit 418.000t Ingwer, was einem Anteil von stolzen 48,7% der globalen Importmenge entspricht. Thailand (99.000t, 11,5%), Indien (79.000t, 9,2%) und die Niederlande (64.000, 7,5%) folgen mit weitem Abstand. Doch auf Platz folgt bereits Peru, die sich in den letzten Jahren stark entwickelt haben, mit 55.000t, bzw. 6,4%. Und auch Deutschland landet mit 8.500t Exportingwer (1,0%) noch in den Top 10, genauer gesagt auf Platz 9.
Aber wer isst (oder trinkt!) am meisten?
Wenn man einmal Guyana als statistischen Ausreißer betrachtet, weil der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch bei unglaublichen 57kg (!!) liegt, so folgen auf den weiteren Plätzen (und mit realistischeren Zahlen) Fiji (15,5kg) mit erkennbarem Abstand vor Nepal (8,9kg) und Singapore (6,8kg). Auch ein durchschnittlicher Bewohner von Brunei, Bhutan, Nigeria und Sri Lanka konsumiert rechnerisch über 3kg Ingwer pro Jahr. In Katar, den Seychellen, den VAE und Bahrain sind es immerhin noch über 2kg und in Mali, Kamerun, Malaysia, Oman, Kuwait, Indien, Panama, den Malediven, Thailand und Bangladesch sind es immerhin noch über 1kg pro Jahr. In dieser Gruppe findet sich mit den Niederlanden (1,4kg) auf Platz 22 auch das erste europäische Land. Allerdings muss man zu dieser Statistik auch die Überseegebiete (karibische Inseln, Curacao, Aruba, Sint Maarten) zählen. Diese dürften die Statistik erkennbar beeinflussen. Der nächste “echte” Europäer in der Liste ist Dänemark auf Platz 39 und mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 400g. Und nur 3 Plätze weiter hinten befindet sich bereits Deutschland mit 351g Ingwer – immerhin noch vor Nationen wie Pakistan (344g), den Bahamas (327g) und den Philippinen (318g). Weitere europäische Länder landen deutlich weiter hinten, so etwa Portugal (162g), Belgien (148g) und auch Frankreich (131g). Osteuropäische Länder, inklusive der baltischen Staaten liegen noch weiter hinten, i.d.R. nahe oder unter der 100g Marke.
Im globalen Durchschnitt werden (wenn man Länder mit widersprüchlichen Daten unberücksichtigt lässt) knapp 700g frischer Ingwer pro Jahr verzehrt. Europa hat also durchaus noch Luft nach oben.