Gesundheit aus der Flasche
„ginger-juice-company" presst Ingwer zu Saft
Originaltext: Irene Merkel
(Lust auf Landküche - Artikel vom 01.01.2019)
Drei Köpfe, eine schräge Idee - ein schlüssiges Konzept. Ein studierter Agrarwissenschaftler, der Inhaber einer traditionsreichen Kelterei und ein angehender Getränketechnologe machen eine harte Knolle flüssig. Damit sind sie offensichtlich auf eine Marktlücke gestoßen, denn die Nachfrage nach purem Ingwersaft steigt stetig.
Ein Herbstduft der besonderen Art
Das Tor zu der Kelterei von Lothar Merkel aus dem Rastatter Stadtteil Ottersdorf ist weit geöffnet. Die typischen Geräusche sind auch 100 Meter weiter noch zu hören und eigentlich klingt alles nach Herbst. Nur werden diesmal keine Äpfel, Birnen oder Quitten zu Saft verarbeitet, sondern Ingwer. Sobald der Verarbeitungsprozess beginnt, breitet sich in der Umgebung ein zitronig-scharfer Duft aus. Die Kisten, die sich im Ruf der Kelterei „Alte Trott“ stapeln, sind bis zum Rand gefüllt mit farblich unauffälligen Ingwerknollen. Jeder einzelne davon ist so groß wie die Handfläche eines ausgewachsenen Mannes. Keltermeister Lothar Merkel ist inzwischen fast schon süchtig nach dem Geruch, obwohl er es anfangs für eine schräge Idee hielt, Ingwer zu pressen. Aber die Neugierde überwog. Und inzwischen ist Lothar Merkel einer von drei Mitgliedern des Start-up-Unternehmens Ginger Juice Company, das von allen noch nebenberuflich betrieben wird.
Tradition gepaart mit neuen Herausforderungen
Zuerst wandern die Knollen nacheinander in eine Art Waschmaschine, damit jedes auch noch so kleine Krümelchen Erde weggewaschen wird. Die Schale verbleibt beim Verarbeitungsprozess an der Wurzel. So ist gewährleistet, dass die ätherischen Öle im Endprodukt enthalten sind. Während des Waschprozesses spritzt es, Tropfen tanzen in der Sonne. Danach werden die Ingwerknollen über ein Förderband in eine ganz spezielle Vakuum-Schneckenpresse transportiert und der Saft wird im Kaltpressverfahren schonend aus der Ingwermaische gezogen, ohne Kontakt mit Sauerstoff. Diese Arbeitsweise garantiert ein Höchstmaß an Saftqualität. Die gelbe Flüssigkeit wird anschließend in Flaschen oder in sogenannte Bag-in-Boxes abgefüllt. Alle Schritte – Waschen, Pressen, Pasteurisieren, Abfüllen und Etikettieren – geschehen vor Ort, alles ist Arbeit „made in Rastatt-Ottersdorf“.
Für die Qualität ist der Getränketechnologe Florian Herm zuständig. Jeden einzelnen Arbeitsschritt hat er fest im Blick. Seine Vision ist, den beim Pressen der scharfen Knolle anfallenden Trester zu Tierfutter weiterzuverarbeiten: „Nicht nur wir Menschen sollen von der Powerknolle gesundheitlich profitieren. Auch Tiere könnten gesünder aufwachsen. Vielleicht kann der Einsatz von Antibiotika bei Tieren zukünftig vermieden oder zumindest eingeschränkt werden“, so hofft er.
Die Idee, Ingwer zu Saft zu pressen, hatte Stephan Denker. Der studierte Agrarwissenschaftler litt jahrelang an grippalen Effekten. „Zuletzt hatte ich immer eine Ingwerknolle in der Tasche meines Sakkos. Wenn eine Erkältung im Anflug war, habe ich ein Stück davon abgebissen“, erzählt er, „aber das war nicht gerade ein kulinarischer Genuss.“
Grippale Infekte liefern die Idee
„Irgendwann habe ich angefangen, mit einer Küchenpresse Saft aus der scharfen Knolle zu ziehen.“ Damit war die Idee für Ingwersaft geboren. Die Umsetzung jedoch war schwierig. Eine Kelterei zu finden, die bereit ist, diese verrückte Idee umzusetzen, war nämlich nicht einfach, sagt Stephan Denker rückblickend. Mittlerweile ist der Wahl-Karlsruher, der ursprünglich aus Lübeck stammt, nicht nur ein echter Ingwerfan, sondern der Kopf der „Ginger Juice Company“ mit Sitz im badischen Rastatt. Stephan Denker hat den Vertrieb der Ingwersäfte übernommen. Der gelbe, scharfe Saft ist in der Kelterei „Alte Trott“ in Rastatt-Ottersdorf und über einen Online-Shop erhältlich. Mittelfristig soll der Ingwersaft auch im Lebensmitteleinzelhandel erhältlich sein. Immer samstags ist das noch junge Start-up-Unternehmen außerdem auf dem Wochenmarkt vertreten – mit Erfolg. Auf dem Karlsruher Gutenbergplatz stehen die Kunden Schlange.
„Seit ich regelmäßig Ingwersaft in Apfelsaft, in heißes Wasser oder in die Gemüsebrühe gebe, geht es mir gesundheitlich besser“, ist von Kunden immer wieder zu hören. Auch in Smoothies oder Cocktails macht sich die Ingwernote gut. „Endlich muss sie die Zehen nicht mehr schälen oder klein schnippeln“, loben Ingwerfans den Saft. „Die Knolle in flüssiger Form macht das Würzen einfacher“, ist ein weiteres Argument für das Produkt.
Die Knollen kommen aus zertifiziertem Anbau
Drei Sorten Ingwersaft werden angeboten. „Die Knollen kommen aus Ghana, Uganda oder Peru und die verwendeten Knollen stammen aus biologisch bewirtschafteten Betrieben, zu denen unsere Importeure langfristige Handelsbeziehungen pflegen“, betont Stephan Denker. „Wo es möglich ist, beziehen wir den Ingwer aus Kooperativen und Fairtrade-Projekten. Wir verwenden keine Ausschuss- oder Industrieware. Ein faires Miteinander im globalen Handel ist uns wichtig und wir wollen die Entwicklung in den Erzeugerländern fördern. Außerdem lassen wir die Ingwerknollen stichprobenweise in einem regionalen Labor untersuchen, um sicher zu sein, dass keine Schadstoffe mitgeliefert werden.“
Der Geschmack des Ingwers ist je nach Herkunft der Knolle unterschiedlich. Ginger Juice aus Ghana hat eine unaufdringliche Schärfe, fast ohne Bitterstoffe. Der Saft aus peruanischem Ingwer verleiht Gerichten eine scharfe Geschmacksnote, vor allem, wenn er eine Weile mitgekocht wird. Ginger Juice aus Uganda zählt zu den Spitzenqualitäten, er ist vollmundig und entfaltet sein Aroma in Tee oder Saft, ohne andere Geschmacksnoten zu verdrängen.
Auf dem Wochenmarkt auf dem Karlsruher Gutenbergplatz und in der Kelterei „Alte Trott“ in Rastatt-Ottersdorf können die Kunden testen, welcher Ingwertyp sie sind.
Originaltext: Irene Merkel.
Hinweis: Der Text wurde redaktionell von der Ginger Juice Company bearbeitet, um eine internet-gerechte Darstellung zu ermöglichen. Originaltext im PDF am Ende der Seite ersichtlich.
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